Aussegnung am Sterbebett
Die Zeit des Sterbens ist für alle schwer. Für die Angehörigen wie für die Sterbenden. Rituale und Gebete können hier Kraft geben. Sie ermöglichen es, sich durch den Ablauf tragen zu lassen, und nehmen einen Teil der Hilflosigkeit, die man in dieser Zeit fühlt. Die christliche Tradition der Aussegnung des Sterbenden beziehungsweise das Geben der Sterbesakramente soll den Übergang sowohl für die Familien als auch die Sterbenden erleichtern.
In den letzten Stunden nicht allein zu sein, ist für Angehörige und Sterbende gleichermaßen wichtig. Die Anwesenheit eines Seelsorgers, einer Seelsorgerin kann für alle eine Entlastung sein. Pfarrer:innen können dabei helfen, in diesem sprachlosen Moment eine Sprache für die Traurigkeit und den Abschied zu finden. Indem sie mit den Sterbenden sprechen, mit ihnen beten, ihn oder sie salben und vielleicht noch einmal ein Abendmahl zelebrieren.
Aussegnung am Sterbebett – den Übergang begleiten
Einen Sterbenden nicht allein zu lassen, gehört zu unseren urmenschlichsten Bedürfnissen. Wir möchten unseren Lieben in ihren letzten Stunden beistehen. Um einen Sterbenden zu begleiten, braucht es keine Ausbildung zum Seelsorger, zur Seelsorgerin. Für den Sterbenden da zu sein und ihn spüren zu lassen, dass man da ist, hilft bereits.
Vieles können Sie in diesen letzten Stunden daher selbst tun: mit dem Sterbenden sprechen, letzte Ungereimtheiten und Fragen klären, möglicherweise Handlungen, Gesagtes und Ungesagtes vergeben, die Hand des Sterbenden halten und Nähe geben.
Dem gemeinsamen Beten und dem Segen des Sterbenden messen viele in dieser Situation eine besondere Bedeutung zu. Ein Gebet ist das Gespräch mit Gott, und das ist das, was viele in dieser Situation suchen. Um zu beten, braucht es keine Seelsorger. Dies können Sie zusammen mit dem Sterbenden tun. Ebenso können Sie dem oder der Sterbenden einen letzten Segen spenden. Dies muss kein vorgegebener Segen sein, sagen Sie, was Ihnen in diesem Augenblick passend erscheint. Dies ist schon viel, was Sie tun können.
Wie läuft eine Aussegnung beziehungsweise das Spenden der Sterbesakramente ab?
Doch oft wünschen sich Angehörige und Sterbende in diesen Momenten eine „professionellere“ Begleitung. Selbst Menschen, die nie besonders religiös waren, suchen in dieser Zeit die Unterstützung durch Priester und Seelsorgerinnen. Diese sprechen vertraute Gebete und spenden die Sterbesakramente. Die Aussegnung, wie diese Begleitung genannt wird, teilt sich dabei in zwei Teile: solange der Sterbende lebt und die Zeit nach seinem Tod.
In der katholischen Tradition können Priester angesichts des nahen Todes die Sterbesakramente spenden. Ein Priester nimmt dem sterbenden Menschen noch einmal die Beichte ab, damit dieser die Kommunion empfangen und erleichtert auf die letzte Reise gehen kann. Zudem gehört die Krankensalbung, besser bekannt als „letzte Ölung“, dazu. Dabei werden Stirn und Hände des:der Sterbenden mit einem geweihten Öl (einer Mischung aus Olivenöl und Rosenöl) gesalbt. Für Gläubige ist dies ein Zeichen, sich mit Gott versöhnt zu haben und auf Vergebung für eventuelle Schuld, die man auf sich geladen hat, hoffen zu können.
Wenn Freund:innen und Verwandte anwesend sind, wird der Priester diese vermutlich einladen, ebenfalls an der Kommunion teilzunehmen. Damit alle in der Gemeinschaft getragen werden.
Die letzte Ölung kann nur vor dem Tod gespendet werden. Für die Zeit nach dem Tod gibt es andere Gebete, die der Priester sprechen wird.
In der evangelischen Tradition besteht die Aussegnung am Sterbebett aus einer kurzen Andacht, bei der der oder die Sterbende noch einmal gesegnet wird. Im Unterschied zu den katholischen Sterbesakramenten kann dies auch nach dem Tod geschehen.
Die Aussegnungsfeier begleitet den Abschied der Angehörigen von dem Sterbenden. Während der Andacht spricht der Pfarrer oder die Pfarrerin einen Friedensgruß und ein kurzes Gebet, bevor der Abschiedssegen gespendet wird. Dabei werden folgende Worte gesprochen:
Es segne dich Gott, der Vater, der dich nach seinem Bild geschaffen hat.
Es segne dich Gott, der Sohn, der dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat.
Es segne dich Gott, der Heilige Geist, der dich zum Leben gerufen und geheiligt hat.
Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist, geleite dich durch das Dunkel des Todes.
Er sei dir gnädig im Gericht und gebe dir Frieden und ewiges Leben.
Danach wird aus der Bibel gelesen, und die Angehörigen können im Anschluss, je nach Wunsch, in aller Stille Abschied nehmen oder Worte des Dankes, der Liebe oder der Vergebung aussprechen. Falls gewünscht, kann zudem gesungen werden. Nach dem Vaterunser werden alle Anwesenden gesegnet.
Ob katholisch oder evangelisch: Aus den vertrauten Gebeten und Abläufen können sowohl die Angehörigen als auch der oder die Sterbende Kraft ziehen.
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Beten und Segen am Sterbebett
Auch wenn wir oben den idealen Ablauf einer Aussegnung am Sterbebett geschildert haben: Ob der oder die Sterbende beten und einen Segen erhalten möchte, hängt ganz von der jeweiligen Person und ihrem persönlichen Befinden ab. Hier gilt es sowohl für Laien als auch für Priester und Pfarrerinnen, die Situation zu erspüren. Manchmal möchten Sterbende einfach nur mit einem Priester oder einer Pfarrerin sprechen. Und manchmal, wenn der Tod immer näher rückt und die Worte spärlich werden, genügt allein die Anwesenheit. So muss ein Pfarrer oder eine Pfarrerin nicht immer den vollen christlichen Ritus vollziehen. Ein empathischer Seelsorger wird erspüren, was der oder die Sterbende wünscht.
Die Aussegnung nach dem Tod
Nach dem Tod ihres geliebten Menschen wünschen sich die Angehörigen mitunter eine kleine geistliche Abschiedsfeier für ihren Verstorbenen. Diese wird ebenfalls Aussegnung genannt. Der Verstorbene wird dafür meist ein wenig hergerichtet, gekämmt, die Hände vielleicht über der Bettdecke gefaltet. Der Raum eventuell ein wenig geordnet; vielleicht die Medikamente vom Nachtschrank genommen und dafür ein paar Blumen und eine Kerze aufgestellt. Der Seelsorger, die Seelsorgerin spricht die entsprechenden Gebete, dem Ritus folgend noch einen Segen. Diese Andacht, dieser kleine Gottesdienst ist speziell für die Angehörigen, damit diese sich noch einmal – geleitet durch das Ritual – von ihrem geliebten Menschen verabschieden können. Dieser religiöse Abschied vom Verstorbenen gibt der Situation einen ritualisierten Rahmen und damit einen Anfangs- und einen Endpunkt.
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