Es gibt immer etwas zum Lachen – selbst wenn wir trauern
„Lachen ist die beste Medizin“, besagt ein Sprichwort. Und wissenschaftliche Ergebnisse haben dies in den vergangenen Jahren bestätigt. Die Gelotologie, die Lachforschung, beschäftigt sich mit den psychischen und physischen Auswirkungen des Lachens. Seit den 1950er Jahren wird Lachen wissenschaftlich erforscht. Heute weiß man einiges über die positiven Effekte, die Lachen mit sich bringt.
Gemeinsam zu lachen, stärkt das Gemeinschaftsgefühl – und gleichzeitig lachen wir öfter in Gemeinschaft. Lachen ist der soziale Kitt, der uns mit anderen zusammenwachsen lässt. Doch in Gesellschaft zu lachen, ist nicht nur uns Menschen vorbehalten. Ebenso Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas und Bonobos lachen. Wenn sie sich kitzeln – was ähnlich wie bei Menschenkindern zum normalen Spielen dazugehört – produzieren sie Laute, die stark an unser Lachen erinnern. Und ähnlich wie beim Menschen dient Lachen bei Menschenaffen gleichermaßen der sozialen Interaktion und Kommunikation.
Lachen ist angeboren
Schon Säuglinge lachen. Meist wenn sie sich erschreckt haben und dann erkennen, dass die Situation harmlos ist. Dieses erste Lachen dient primär der Angstabwehr. Je älter Kinder werden, umso mehr lachen sie auch in anderen Situationen. Klein- und Vorschulkinder finden vor allem Slapstick und Nonsens-Situationen witzig. Erst mit zunehmendem Alter verstehen sie weitere Formen von Humor, können die Widersprüche in Witzen begreifen und auflösen. Je älter wir werden, umso komplexer wird unser Sinn für Humor.
Kinder lachen etwa 400-mal am Tag, Erwachsene demgegenüber nur rund 15-mal. Wesentliche Gründe dafür: Kinder spielen mehr, tollen herum, sind albern und verbringen häufig längere Zeit mit Freunden als Erwachsene. Erwachsene hingegen tragen ein höheres Maß an Verantwortung, haben weniger Zeit für Spiele. Aber es gibt einen weiteren Grund, warum Kinder mehr lachen: Erwachsene schalten das Lachen (unbewusst) aus, kontrollieren (unbewusst) ihre Mimik. Kinder sind noch nicht in der Lage, dies zu tun – und lachen somit häufiger.
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Wenn wir lachen, fühlen wir uns gut
Lachen betrifft den gesamten Körper. Über 100 Muskeln sind beteiligt, sobald wir herzhaft lachen – und lediglich 17 davon im Gesicht. Wir atmen beim Lachen tiefer ein, so dass unser Blut mit einer größeren Menge an Sauerstoff versorgt wird. Der Kreislauf wird angeregt, die Bronchien intensiver durchlüftet, unser Immunsystem stimuliert und die Produktion von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol gebremst. Beim Lachen schütten wir zudem verstärkt Serotonin, das so genannte Glückshormon, aus. Während wir lachen, ist unser Körper also aktiv, die Muskeln angespannt. Danach setzt die Entspannung ein. Wer viel lacht, fühlt sich folglich besser.
Auch vom medizinischen und therapeutischen Standpunkt aus ist Lachen gut. Denn Lachen stimuliert nicht nur das Immunsystem, es reduziert darüber hinaus die Schmerzempfindlichkeit. Mehrere Studien belegen inzwischen, dass herzhaftes Lachen die Schmerzwahrnehmung um bis zu 30 Prozent senken kann. Denn beim Lachen werden Endorphine ausgeschüttet. Diese wirken wie körpereigene Rauschsubstanzen und lassen uns so weniger Schmerzen fühlen.
Was bei körperlichen Schmerzen wirkt, funktioniert ebenso bei seelischen. Gerade in schwierigen und belastenden Situationen unterstützt uns Humor, diese durchzustehen. So können Depressionen durch Lachen gelindert, traumatische Erlebnisse besser verarbeitet werden. Und auch – beziehungsweise in erster Linie – für Trauernde kann Lachen eine Art „Selbstmedikation“ sein.
Lachen lässt uns Trauer leichter verarbeiten
Wenn Hinterbliebene zusammensitzen und sich an den Verstorbenen erinnern, denken sie besonders gerne an die positiven Zeiten, erzählen sich Anekdoten und lustige Geschichten. Das gemeinsame Lachen hilft, den Schmerz des Verlustes zu lindern, und stärkt gleichzeitig die Bindung und die Gemeinschaft der Zurückbleibenden.
Oftmals fühlen sich Trauernde jedoch danach schuldig, machen sich Vorwürfe, wie sie denn lachen könnten, ja, das Leben genießen könnten, wenn gerade jemand verstorben ist. Aber Trauer und Lachen widersprechen sich nicht. Selbst wenn wir in unserer Kultur eine ganz spezielle Vorstellung von Trauer entwickelt haben, die jegliche Fröhlichkeit ausschließt.
Doch Trauer verläuft in Wellen. Wir erleben Zeiten, in denen uns der Schmerz überwältigt, und wir erleben Zeiten, in denen wir unsere Trauer für einen kurzen Moment fast vergessen können. Wenn wir lachen zum Beispiel. Wenn wir lachen, gibt uns das eine Pause von der Trauer, wir fühlen uns für einige Momente wieder gut. So weckt Lachen unsere Resilienz: die Fähigkeit, Schlimmes aus eigener Kraft zu überstehen.
Die Frage lautet daher nicht, ob wir in der Trauerzeit lachen dürfen (um angemessen zu trauern), sondern sie lautet, ob der oder die Verstorbene wollen würde, dass wir NICHT lachen.
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