Der Traum vom Meer – Seebestattung
Wer hat nicht schon einmal auf das offene Meer geblickt und gedacht: „Hier könnte ich ewig bleiben. Dem Rauschen der Wellen lauschen und mich darin verlieren.“ Viele von uns tragen die Sehnsucht nach dem Meer in sich. Einige so sehr, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes für ewig dort sein wollen und sich eine Seebestattung wünschen.
Waren früher Seebestattungen nur möglich, wenn man einen besonderen Bezug zum Meer nachweisen konnte – also zum Beispiel als Seemann –, so sind Bestattungen auf See inzwischen für jedermann und jedefrau offen, der oder die sich dem Meer verbunden fühlt. Organisiert wird die Seebestattung von dem jeweiligen Bestatter, der alles nötige in die Wege leitet.
Eine moderne Seebestattung hat wenig mit unserem Bild aus Filmen zu tun
Viele stellen sich eine Seebestattung folgendermaßen vor: Ein in ein Tuch vertäuter Leichnam liegt auf einer Planke, der Kapitän spricht ein paar Worte, dann wird der Tote direkt ins Meer geworfen. Historien- und Piratenfilme haben dieses Bild fest in unserer kollektiven Vorstellung verankert. So ist es aber nicht.
Zugegeben, einst wurden bei einer Seebestattung der Körper des Verstorbenen dem Meer übergeben. Doch einst wurden auch nur diejenigen, die tatsächlich auf See gestorben waren, dort bestattet. Dies sollte verhindern, dass an Bord des Schiffes Seuchen und Krankheiten ausbrachen. Heute sehen Seebestattungen anders aus: Heute wird ausschließlich die Asche des Verstorbenen auf See beigesetzt.
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Bei einer Seebestattung erhalten die Hinterbliebenen die Koordinaten
Vor einer Seebestattung wird der Verstorbene also zuerst verbrannt und die Asche in eine spezielle Urne gefüllt, die sich im Wasser innerhalb von 24 Stunden auflöst. Die beauftragte Seebestattungsreederei bringt die Urne anschließend an ihren Beisetzungsort.
Die Hinterbliebenen können selbstverständlich mit dem Beisetzungsschiff hinausfahren und der Bestattung auf See beiwohnen. Die Urne wird meist schon vor Eintreffen der Trauergäste an Bord gebracht und im Salon ausgestellt.
An der Beisetzungsposition stoppt das Schiff, die Fahne wird auf Halbmast gesetzt und vier Doppelschläge der Seeglocke kündigen den Beginn der Beisetzung an. Der Kapitän trägt die Urne zum Heck des Schiffes, wo sie aufgestellt wird. Wenn sich die Trauergemeinschaft am Achterdeck vor der Urne versammelt hat, hält der Kapitän eine Rede nach Seemannsbrauch. Zum Schluss wird die Urne ins Wasser gelassen. Blumen, Blütenblätter oder andere natürliche Materialien können ihr beigegeben werden. Zum Abschluss dreht das Schiff eine Runde um die Beisetzungsstelle; beim letzten Passieren der Stelle ertönt die Schiffssirene dreimal lang – das Signal für „Gute Reise“. Nach der Beisetzung werden die genauen Koordinaten notiert sowie Uhrzeit und Datum der Seebestattung ins Logbuch eingetragen und das Schiff steuert wieder den Hafen an.
Gut zu wissen für alle, die einen Lieblingsplatz am Meer haben: Für eine Seebestattung kann nicht jeder beliebige Ort gewählt werden, denn Seebestattungen sind nur in bestimmten, freigegebenen Gebieten möglich, die einen gewissen Mindestabstand zur Küste haben.
Nach einer Seebestattung: Das ganze Meer zum Trauern, doch kein fester Ort?
Seebestattungen finden manchmal auch als stille Bestattungen, das heißt, ohne Trauergäste statt. Bei einer stillen Bestattung werden, wie auch bei anonymen Seebestattungen, gleich mehrere Urnen bei einer Ausfahrt im Meer beigesetzt.
Doch auch wenn es gerade bei weiter abgelegenen Beerdigungsgebieten einfacher und günstiger sein kann, eine stille Bestattung zu organisieren – für die Trauerarbeit ist es besser, wenn die Angehörigen dabei sind. Insgesamt kann eine Seebestattung die Trauerarbeit für die Hinterbliebenen sowieso etwas erschweren, da diesen ein konkreter Ort, an dem sie trauern können, fehlt. Daher haben einige Seebestattungsreedereien Gedenkstätten an Land errichtet. So haben die Hinterbliebenen wenigstens einen Ort, an dem sie trauern können, auch wenn der Verstorbene nicht dort ruht. Doch schon dies kann bei der Trauerarbeit helfen.
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