„Ich bin die Auferstehung und das Leben“ - Ostern, ein Fest um Tod und Leben
Die Tage werden länger, die Schneeglöckchen blühen und auch die ersten Krokusse wagen sich aus der Erde heraus. Untrügliche Zeichen dafür, dass der Frühling bevorsteht. Die Natur erwacht langsam aus ihrem Tiefschlaf und erblüht bald in neuer Pracht. Kein Wunder also, dass nun bald Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu, gefeiert wird. Hat sich das Christentum hier mal wieder einfach ein heidnisches Fest einverleibt?
Ostern, das christlichste aller Feste
Nein. So hartnäckig sich dieses Gerücht bis heute hält und auch einige der Oster-Bräuche, wie das Osterei, aus vorchristlichen Frühlingsfesten stammt: Der Kern des Festes ist zu hundert Prozent christlich. Ur-christlich sogar. Ostern ist das höchste Fest des Kirchenjahres. Ja, richtig gelesen. Auch wenn viele glauben, Weihnachten sei es. Doch an Weihnachten wird nur die Geburt Jesu gefeiert (und, ja, hier vermischt sich tatsächlich das heidnische Sonnenwendfest mit christlicher Überlieferung). Ostern hingegen enthält den Kern des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu. Dies ist das zentrale Glaubenselement des Christentums.
Das hier ein paar vorchristliche Eier integriert wurden, tut dem christlichen Kern wenig Abbruch. Eier waren als Symbol der Wiedergeburt und neuen Lebens den Menschen damals bereits bekannt. Und bei einem Fest rund um die Auferstehung? Da bietet es sich doch geradezu an, diese existierenden Symbole der Wiederauferstehung aufzunehmen und neu zu deuten.
Doch was wird eigentlich an Ostern genau gefeiert?
Nach dem Neuen Testament wurde Jesus von Nazareth kurz vor dem jüdischen Pessach-Fest gekreuzigt, wahrscheinlich an einem Donnerstag. Kurz vor Sonnenuntergang desselben Tages wurde er für tot erklärt, vom Kreuz abgenommen und begraben. Ein Privileg, das ihm als Juden gewährt wurde. Denn während Gekreuzigte normalerweise zur Abschreckung Tage und Wochen am Kreuz hängenblieben bis sie verwest oder von Vögeln gefressen waren, galten für gekreuzigte Juden Ausnahmeregelungen. Sie durften am Tage ihres Todes abgenommen werden, damit sie nach jüdischen Riten unversehrt begraben werden konnten. Diese Regelung war von den Römern wahrscheinlich eingeführt worden, um Unruhen unter der jüdischen Bevölkerung zu vermeiden.
Doch am dritten Tage nach seinem Tod sei das Grab leer gewesen und Jesus leibhaftig auferstanden, so wird es im Neuen Testament berichtet. Jesus zeigte sich seinen Jüngern und verbrachte 40 Tage zusammen mit ihnen, bevor er in den Himmel zur Rechten Gottes aufstieg. So das Neue Testament. Diese leibhaftige Auferstehung Jesu von den Toten ist es, was an Ostern gefeiert wird. Es ist, wie gesagt, die Grundlage des christlichen Glaubens. Denn dadurch werden auch alle Menschen wiederauferstehen. Interessanterweise ist also gerade der Tod und seine Überwindung durch die Auferstehung die Grundlage des Christentums.
Die Überwindung des Todes: Auferstehung der Seele oder auch des Körpers?
Die Auferstehung Jesu wird in den neu-testamentarischen Texten als körperliche Auferstehung beschrieben. Das heißt, Jesus steht vor seinen Jüngern wie zu Lebzeiten, sie können ihn sogar anfassen. Sie reden und essen miteinander, als wäre er nie gestorben. Doch wie wird das mit den anderen Toten sein? Werden ihre Seelen am Jüngsten Tag wieder mit ihrem Körper vereinigt oder ist es nur die reine Seele, die aufersteht?
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Die moderne christliche Theologie ist in diesem Punkt ein wenig zwiegespalten, die Gläubigen noch mehr. Die einen glauben an die erneute Vereinigung von Leib und Seele, die anderen nur an die Wiederauferstehung der Seele. Auch wenn sich die herrschende theologische Lehrmeinung stark dahin verschoben hat, dass nur die Seele auferstehen wird, sind in der katholischen Kirche bis heute Feuerbestattungen nicht offiziell zugelassen. Die protestantischen Kirchen sehen das inzwischen lockerer und lassen auch Feuerbestattungen zu, auch wenn sie nicht explizit empfohlen werden.
Warum gibt es für Ostern keinen fixen Termin wie an Weihnachten?
Da Jesus zu Pessach gekreuzigt wurde, bezieht sich das Datum des Osterfestes indirekt auf den Termin des Pessach-Festes, das nach dem jüdischen Kalender auf Basis von Mondmonaten berechnet wird. Der Bezug zum Pessach-Datum hat sich jedoch im Lauf der Geschichte verloren. Einzig die Abhängigkeit vom Frühlingsvollmond ist geblieben: Ostern fällt immer auf den nächsten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling und kann daher zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen.
In vielen Sprachen klingt die Verbindung zwischen Ostern und Pessach noch heute nach. Aus Pessach wurde zum Beispiel „pascua“ im Spanischen, „Pâques“ im Französischen oder „pasqua“ im Italienischen. Doch nicht nur in den romanischen Sprachen hat sich der Anklang an Pessach erhalten. Auf Norwegisch heißt Ostern „påske“, auf Niederländisch „pasen“ und „páskar“ auf Isländisch.
Das deutsche Wort Ostern leitet sich wohl von dem griechischen Wort für Morgenröte „Eos“ ab, woraus später „eostere“ wurde. Und nicht, wie es die Brüder Grimm irrtümlicherweise behaupteten, von einer germanischen Frühlingsgöttin namens Ostara.
Warum aber die Morgenröte als Namensgeberin? Zum einen, weil an Ostern der Gottesdienst bereits vor Sonnenaufgang beginnt und die Gläubigen somit die Morgenröte miterleben. Zum anderen, weil die Himmelsrichtung der aufgehenden Sonne auch als Symbol für den auferstandenen und wiederkehrenden Christus, den Erlöser, gesehen werden kann.
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