Wege aus der Einsamkeit im Alter – wie man langsam wieder Kontakte knüpft
Wir wünschen uns, lange zu leben – doch bedenken wir einen wesentlichen Nachteil nicht: Wer lange lebt, überlebt viele. Wenn nicht gar alle, an denen er hängt. Wie geht es einem, wenn man zurückbleibt? In Vampirgeschichten erlöscht bei den Unsterblichen die Lebenslust, sobald sie alles, an dem sie hingen, verloren haben. Im echten Leben nennt man dies „Alterseinsamkeit“. Rund 40 Prozent der älteren Menschen in Deutschland leben alleine.
Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Man ist verwitwet oder geschieden, die Kinder sind aus dem Haus und haben zwischen Beruf und eigener Familie wenig Zeit oder man hat einfach keine Kinder. Mit zunehmendem Alter wird das erweiterte soziale Netz zudem brüchiger, Freunde und Verwandte sterben oder sind nicht mehr mobil.
Dabei lassen sich zwei Formen von Einsamkeit unterscheiden: die emotionale, die man fühlt, weil man einem geliebten Menschen nicht mehr nahe sein kann, die also ein Teil der Trauer ist, und die soziale Einsamkeit, bei der man sich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlt und die einen von der Welt isoliert. Manchmal wird aus der ersten Form der Einsamkeit mit der Zeit die zweite Form, die soziale Einsamkeit, weil man verlernt, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, oder weil einem die eigene Partnerschaft bis zu dem Zeitpunkt genügte.
Gegen Einsamkeit muss man aktiv angehen
Einsamkeit ist ein entscheidender Risikofaktor für die Gesundheit. Wer einsam ist, hat mehr Erkrankungen, fühlt sich schlechter und stirbt früher. Gleichwohl ist Einsamkeit im Alter kein unabwendbares Schicksal. Um ihr entgegenzuwirken, muss man jedoch ein bisschen mutig sein. Schließlich gilt es oft, Ängste und Hemmungen zu überwinden; gerade wenn man verlernt hat, mit Menschen in Kontakt zu treten, oder es nie musste, da der Partner – oder besser gesagt: meist die Partnerin – dies für einen übernahm.
Idealerweise hat man sich im Laufe seines Lebens immer wieder darum bemüht, Menschen kennenzulernen und um sich zu scharen. Doch selbst wenn nicht: Soziale Kontakte aufzubauen und zu pflegen, ist genauso im hohen Alter möglich. Es gibt zahlreiche Angebote gerade für ältere Menschen. Häufig organisieren Kirchengemeinden Angebote wie Nachmittagscafés oder Literatur- oder Handarbeitskreise. Dort trifft man andere Menschen, die ebenfalls Anschluss suchen.
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Darüber hinaus sind Vereine gut, um Menschen kennenzulernen und regelmäßige Termine wahrzunehmen. Sportvereine bieten zum Beispiel Seniorensport. Aber es muss nicht immer Sport sein, die Auswahl an Vereinen ist immens – je nachdem, welche Interessen man hat, findet man den richtigen für sich. Wer gerne singt, ist in einem Chor wahrscheinlich gut aufgehoben. Wer lieber malt, findet ebenso dafür Gleichgesinnte.
Und wer noch fit ist, findet schnell ein Ehrenamt, das er oder sie übernehmen kann. Als Kassenwart im Verein, als Paten-Oma bei Alleinerziehenden, als Vorleser für kranke Kinder. Es gibt so viel zu tun. Neben dem Kontakt zu anderen Menschen erfährt man hier vor allem das gute Gefühl, gebraucht zu werden und etwas Sinnvolles zu tun.
Wenn man nicht mehr die Energie hat, aktiv Gesellschaft zu suchen
Oftmals fühlen sich ältere Leute durch Schmerzen, körperliche Einschränkungen oder Energielosigkeit nicht in der Lage, an Aktivitäten außerhalb ihrer Wohnung teilzunehmen, oder es lässt schlicht und einfach die Energie nach. Auch hier finden sich Lösungen. Viele Pflegedienste wie die Diakonie oder die Caritas haben angeschlossene Ehrenamtliche, die zu Besuch nach Hause kommen. Sie leisten Gesellschaft, trinken Kaffee mit einem, spielen Gesellschaftsspiele, begleiten auf Spaziergänge, bringen einen zu einer Veranstaltung der Wahl oder Ähnliches. Gleiches gilt für Kirchengemeinden und weitere Einrichtungen für Senioren.
Sogar wenn man gar nicht mehr kann, muss man nicht ohne sozialen Anschluss bleiben. Am besten beschäftigt man sich rechtzeitig, solange man noch aktiv seine Pläne umsetzen kann, damit, wie man im Alter leben möchte. Dies kann ein Mehrgenerationenprojekt sein, eine Wohngemeinschaft mit anderen Älteren oder ganz klassisch der Umzug in eine Altenwohnanlage oder, sofern man mehr Pflege benötigt, in ein Altenheim. Wichtig ist jedoch auch da, offenzubleiben für Kontakt. Vielleicht trifft man dort nicht mehr jemanden, den man zum besten Freund macht, aber vielleicht jemanden, den man gut genug mag, um gerne neben ihm zu essen oder eine Tasse Kaffee miteinander zu trinken.
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