Ich mach es, weil ich es will – von der To-do- zur Want-to-do-Liste
Kennen Sie das? Ihre Tage quellen über vor Aufgaben, und ohne Ihre To-do-Liste wären Sie verloren. Doch so sehr Sie sich beeilen, irgendwie will es nicht gelingen, die Liste abzuarbeiten. Daher hangeln wir uns regelmäßig von einer übervollen To-do-Liste zur nächsten, übertragen die nicht erledigten Punkte brav von einem Tag zum anderen, von einer Woche zur nächsten.
Leider führt dies unweigerlich dazu, nie fertig zu werden und deshalb mit schlechtem Gewissen durchs Leben zu gehen. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wie man sich mehr Zeit im Leben schaffen kann, sind wir auf eine Anregung der Markenberaterin Maren Martschenko gestoßen: von der To-do- zur Want-to-do-Liste.
Want-to-dos erledigt man gerne
Maren Martschenko hat sich gefragt, warum sie mit ihrer ausufernden To-do-Liste nicht zurande kommt und warum es so häufig Dinge gibt, die sie vor sich herschiebt, obwohl diese gar nicht sonderlich schwer zu erledigen wären. Dabei ist ihr aufgefallen: Die Dinge, die ihre To-do-Liste füllten und die sie nicht umsetzte, waren Dinge, die sie eigentlich gar nicht erledigen wollte – sondern Arbeiten, die sie anderen versprochen hatte. Es waren also keine Want-to-dos, sondern Must-dos. Diese übten dennoch Druck auf sie aus, da sie natürlich ein schlechtes Gewissen plagte, solange sie diesen vermeintlichen Verpflichtungen nicht nachkam. Sie beschloss, sich selbst wieder Zeit zu schaffen, indem sie aussortierte, was sie im Grunde gar nicht aus eigenem Antrieb tun wollte. Sie verwandelte ihre To-do-Liste in eine Want-to-do-Liste, um so endlich nur die Dinge auf der Liste zu lesen, die ihr wichtig waren und die sie somit aus eigenem Antrieb in Angriff nahm.
Um auch Ihre To-do-Liste gegen eine Want-to-do-Liste einzutauschen, schauen Sie sich als Erstes an, was ist es, das Ihre To-do-Liste füllt. Schreiben Sie einmal alles auf, was Sie in diesem Jahr erledigen müssen beziehungsweise möchten. Dazu gehören ebenso die Dinge, die Sie im vergangenen Jahr nicht geschafft haben und nun mit ins neue Jahr genommen haben. Betrachten Sie die Liste genau: Welche Dinge stehen dort seit Monaten unerledigt, werden von Ihnen von einer zur nächsten Liste übertragen? Fragen Sie sich, was Sie davon abhält, diese Aufgaben anzupacken. Vielleicht liegt es ja daran, dass Sie mit der Aufgabe keine positiven Gefühle verbinden. Dass es Ihnen am Ende gleich ist, ob die Aufgabe erfüllt wird oder nicht.
Gehen Sie Ihren To-dos auf den Grund
Zur Überprüfung, ob ein To-do etwas ist, das Ihnen persönlich wichtig ist, probieren Sie die 5-Warum-Methode aus. Diese Methode stammt aus dem Qualitätsmanagement und dient dazu, Ursache und Wirkung zu analysieren. Sie soll helfen, die Ursache für einen Defekt oder ein Problem zu bestimmen. Dabei ist die Zahl der Fragen nicht auf fünf begrenzt. Entscheidend ist nur, dass so lange nachgehakt wird, bis der wahre Grund für den Fehler beziehungsweise Ihre wahre Motivation, warum Sie etwas tun (oder nicht tun) wollen, gefunden ist.
Angenommen, auf Ihrer To-do-Liste steht seit einem halben Jahr „Zaun streichen bei den Eltern“. Aber Sie schieben es von Monat zu Monat vor sich her, sind inzwischen sogar froh, dass es im Winter zu kalt dafür ist, doch Sie bringen es nicht fertig, dieses To-do endgültig unerledigt von der Liste zu nehmen. Dann fragen Sie sich: Warum muss ich den Zaun streichen? Weil ich es meiner Mutter versprochen habe. Warum möchte meine Mutter, dass ich den Zaun streiche? Weil die Farbe an einigen Stellen abblättert. Warum blättert die Farbe ab? Weil der Zaun seit 15 Jahren nicht mehr gestrichen wurde. Warum wurde der Zaun nicht gestrichen? Weil weder jemand die Zeit noch die Motivation dazu hatte. Warum soll ich nach 15 Jahren den Zaun streichen? Weil kein anderer Lust dazu hat. Warum findet sich niemand? Weil es allen letztlich egal ist, wie der Zaun aussieht.
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Das Ergebnis dieser Warum-Fragenkette kann also lauten: In Wahrheit hat keiner Lust, diesen Zaun zu streichen. Daher besprechen Sie mit Ihren Eltern eine alternative Lösung: Sie lassen den Zaun entweder, wie er ist, oder engagieren eine Firma, die das Streichen für Sie übernimmt. So oder so können Sie dieses To-do von Ihrer Liste entfernen.
Was ist das Ziel in meinem Leben (oder zumindest in diesem Jahr)?
Als Nächstes fragen Sie sich, ob die Dinge auf Ihrer To-do-Liste auf Ihr Lebensziel oder zumindest auf Ihr Jahresziel einzahlen. Falls Sie sich bislang nicht mit der Frage auseinandergesetzt haben, was Sie eigentlich im Leben wollen, was Ihnen wichtig ist, sollten Sie sich damit befassen, bevor Sie sich an die Arbeit an Ihrer Want-to-do-Liste begeben. Denn erst, wenn Sie wissen, was Sie wollen, können Sie auch daran arbeiten, nur noch Dinge zu machen, die auf das einzahlen, was Sie wollen.
Kommen Sie den Antworten auf die Fragen „Was will ich in meinem Leben?“, „Was ist mir wirklich wichtig?“ oder „Was möchte ich in diesem Jahr erreichen?“ ebenso mit der 5-Warum-Methode auf die Spur wie Ihren To-dos. Fragen Sie sich mindestens fünfmal, warum Sie Ihr Ziel anstreben. Wenn Sie wissen, was Sie tatsächlich wollen, gehen Sie Ihre To-dos durch und fragen Sie sich bei jedem, warum Sie es tun wollen und wie es Sie Ihrem großen Jahres- oder Lebensziel näherbringt.
Vielleicht heißt Ihr Ziel „Mehr Zeit mit der Familie verbringen“, vielleicht aber auch „Mein Haus renovieren, um es gemütlich zu haben“. Nun schauen Sie, wie Ihre To-dos damit zusammenhängen. Sobald Sie erkennen, dass manche To-dos nichts mit Ihren Zielen zu tun haben oder Sie einfach kein positives Gefühl damit verbinden können, dann suchen Sie nach einer Lösung, wie Sie das To-do von Ihrer Liste eliminieren können, ähnlich wie im Beispiel mit dem Zaun (oder streichen Sie es direkt ersatzlos). So wird Ihre To-do-Liste zunehmend kürzer – und gleichzeitig bewältigbarer. Sie schaffen Raum im Leben für die Dinge, die wirklich wichtig sind.
Okay. Nicht immer kann man alle ungeliebten To-dos beseitigen. Im Berufsleben gibt es zahlreiche Dinge, die schlicht getan werden müssen. Aber auch hier lassen sich eventuell andere Lösungen finden, wenn man merkt, man geht die Aufgabe partout nicht an. Bei Ihrer privaten To-do-Liste sollten Sie jedoch stets kritisch hinschauen, ob Sie die Punkte wirklich erledigen wollen.
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