Kracher, Wunderkerzen und Raketen – Warum böllern wir an Silvester?
Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, und für manche Menschen kommt nun endlich die sehnlichst erwartete Zeit des Jahres. Nein, nicht Weihnachten. Die Zeit vom 28. bis zum 30. Dezember – der Silvesterböllerverkauf. Die einzige Zeit im Jahr, in der man Feuerwerkskörper kaufen darf. Manch einer gibt ein kleines Vermögen aus, um zu knallen, zu schießen, Krach machen zu können.
Einige können es kaum erwarten und zünden den einen oder anderen Kracher schon vor dem Jahresende an. Offiziell geht es erst an Silvester um 0 Uhr los. Dann wird gefeuert und geböllert, was das Zeug hält. Ob Raketen, Knallfrösche, Batteriefeuerwerk oder Goldregen – Hauptsache, es ist laut und raucht. Selbst wer dem Silvesterfeuerwerk nicht das ganze Jahr entgegenfiebert: Ein Silvester komplett ohne Knaller und Wunderkerzen können sich die meisten nicht vorstellen. Aber warum begrüßen wir das neue Jahr mit Krachern und Raketen?
Böllern gegen das Böse
Was heute nur noch Unterhaltung ist, hatte früher für die Menschen einen handfesten Nutzen: Der Krach sollte die bösen Geister und die Seelen der Toten verjagen, die in der Silvesternacht ihr Unwesen treiben würden. Diese Angst, dass vor allem im Winter, in der dunklen Jahreszeit, Dämonen die Menschen heimsuchen, Kobolde den Menschen Unglück bringen und Hexen die Menschen mit Flüchen belegen würden, geht auf die alten Germanen zurück. Mit Krach und Feuer versuchte man daher, alles Böse zu vertreiben: indem man Äste aneinanderschlug, trommelte, pfiff und mit Peitschen knallte. Später schoss man, zündete Räucherwerk an und läutete Glocken.
Schon die Tatsache, dass der wichtigste Silvesterbrauch, das Böllern, auf heidnisch-germanische Ursprünge zurückreicht, lässt erahnen, dass Silvester als Jahresende keine kirchlichen Wurzeln hat – obwohl der Tag Silvester nach einem Papst benannt ist. Im Übrigen: Sowohl das römisch-katholische als auch das evangelische Kirchenjahr enden am Samstag vor dem 1. Advent und beginnen mit der Vesper am Vorabend zum 1. Adventssonntag. Die restlichen großen Kirchen haben etwas andere Termine.
Silvester heißt nur zufällig Silvester
Die Bezeichnung „Silvester“ geht auf Papst Silvester zurück, der im 4. Jahrhundert lebte und am 31. Dezember 335 in Rom starb. Die römisch-katholische Kirche feiert seinen Gedenktag an seinem Todestag. Ursprünglich jedoch völlig unabhängig vom Jahresende. Die Verbindung des Jahresendes mit dem Tag des Heiligen Silvester geschah erst im Jahr 1582. Damals führte Papst Gregor XIII. den nach ihm benannten gregorianischen Kalender ein und löste damit den julianischen Kalender ab. Der Unterschied: Nach dem gregorianischen Kalender haben die Jahre eine Länge von 365,2425 Tagen anstelle der 365,25 Tage des julianischen Kalenders. Folglich war das julianische Kalenderjahr 11 Minuten länger als das Sonnenjahr. Diese kleine Kürzung verhindert nun, dass über die Zeit die kalendarischen Jahreszeiten von den tatsächlichen Jahreszeiten abweichen. Um die Ungenauigkeit des gregorianischen Kalenders auszugleichen, wird alle 4 Jahre ein Schalttag eingeführt; außer an Jahrhundertwenden, die – wenn sie durch 400 geteilt werden – keine ganze Zahl ergeben (aber das ist ein anderes Thema).
Rufen Sie uns an 0800-6080908 oder schreiben Sie uns eine E-Mail.
Parallel dazu wurde der Jahresbeginn offiziell auf den 1. Januar verschoben. Dieser bot sich an aufgrund seiner zeitlichen Nähe zum Weihnachtsfest und gleichzeitig zur Wintersonnenwende. Damit wurde der Tag des Heiligen Silvester zum letzten Tag des Jahres.…
Warum wünschen wir uns zu Silvester eigentlich einen guten Rutsch?
Und wenn wir uns mit Silvester beschäftigen, dann gehört schließlich eine weitere Frage dazu: Warum wünschen wir uns einen guten „Rutsch“? Ist die Nacht vom 31. Dezember eine Art Rutschbahn, über die man ins neue Jahr hineinkommt? Oder wünschen wir uns einen guten Rutsch, damit wir heil im neuen Jahr ankommen, selbst wenn in der Silvesternacht Schnee und Eis herrschen? Wer hat sich diese Fragen als Kind (oder auch als Erwachsener) nicht gestellt? Sobald man sich einmal mit diesem Spruch befasst, findet man tatsächlich eine Erklärung, die dem nahekommt: Im 19. Jahrhundert wurde „rutschen“, in der Bedeutung von „leicht und mühelos gleiten“, scherzhaft für „eine kleine Reise machen“ benutzt. Wobei sich das Wort „rutschen“ vermutlich zuerst auf eine Fahrt mit einem Schlitten bezog und dann auf eine Eisenbahnfahrt übertragen wurde. Der gute Rutsch ins neue Jahr soll also für einen leichten und mühelosen Übergang stehen, ähnlich der Fahrt mit einem Schlitten.
zurück