Wenn es Zeit wird ans Abgeben zu denken –Unternehmensnachfolge
Die Verantwortung für das eigene Unternehmen abzugeben fällt den wenigstens leicht. Das eigene Unternehmen ist wie ein eigenes Kind. Man hat es ins Leben gerufen (oder übernommen), man hat es gehegt und gepflegt, sich unendlich viele Stunden, Tage und oft auch Nächte dafür um die Ohren geschlagen. Doch was geschieht mit meinem Unternehmen, wenn man einmal alt ist? Eine frühzeitig geplante Unternehmensnachfolge beruhigt alle Beteiligten: Chef, Mitarbeiter, Banken.
Das Thema Unternehmensnachfolge betrifft jedoch nicht nur älter werdende Unternehmer und Unternehmerinnen: Auch Jüngere sollten sich frühzeitig darüber Gedanken machen, wie die Nachfolge im Falle eines Falles geregelt wird. Eine Krankheit, ein Unfall und schon ist man selbst nicht mehr in der Lage die Geschäfte zu führen. Und dann? Jeder Unternehmer sollte einen qualifizierten Nachfolger für den Notfall parat haben, der über Geschäfte und Interna informiert und eingeweiht ist, und der im Falle eines Falles das Unternehmen interimsweise oder ganz weiterführt.
Eine Unternehmensnachfolge zu planen braucht Zeit
Mit 55, spätestens mit 60 Jahren, sollte man als Unternehmer die Nachfolge für sein Unternehmen angehen. Denn eine Unternehmensnachfolge zu planen, ist ein langwieriger Prozess. Erst einmal muss der richtige Nachfolger oder Nachfolgerin gefunden werden. Dies kann der Sohn, die Tochter, der Neffe oder die Nichte, ein langjähriger Mitarbeiter oder Mitarbeiterin oder jemand von außen sein. Wichtig ist, dass die Chemie stimmt und Alt-Chef und Nachfolger kompatible Vorstellungen und Visionen von der Zukunft des Unternehmens haben.

Ist der richtige Nachfolger, die richtige Nachfolgerin gefunden, muss man sich über den Prozess der Übergabe einigen. Der Unternehmenswert muss bestimmt und beide Parteien sich über den Kaufpreis
einig werden. Am besten sollten Ziele, Vereinbarungen zu Übergabe- und Zahlungsmodalitäten, Zeitvorgaben sowie Regelungen zu Erbansprüchen immer sofort schriftlich fixiert werden.
Ein konkreter Fahrplan hilft, Konflikte zu reduzieren
Ein konkreter Fahrplan hilft, die Übergabe im geplanten Zeitraum über die Bühne zu bringen. Soll die Nachfolge langsam und sukzessive geschehen oder in einem Schritt? Ab wann wird der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin in die Entscheidungsprozesse mit eingebunden? Gerade bei Familienunternehmen ist eine gemeinsame Übergangszeit üblich. Die Jüngeren bekommen nach und nach immer mehr Kompetenzen, die älteren ziehen sich nach und nach zurück. Wichtig ist hierbei, dass die Übergangszeit nicht zu lange ausgedehnt wird und die Älteren sich wirklich aus dem Geschäft zurückziehen. Sonst kann es zu Konflikten kommen.
Konflikte lassen sich sowieso kaum vermeiden. Schließlich hat derjenige, der sein Unternehmen übergibt meist ganz konkrete Vorstellungen, wie alles im Unternehmen zu laufen hat, während derjenige, der das Unternehmen übernimmt, oft eine andere Perspektive auf das Unternehmen einbringt, Prozesse ändern und neue Ziele setzen will. Ein externer Berater kann hier weiterhelfen.
Generell sollte eine Unternehmensnachfolge immer zusammen mit einem neutralen Berater geplant werden. Zum einen, da dieser als Mediator in Konfliktfragen zu Rate gezogen werden kann, zum anderen da es eine Reihe von erb-, steuer- und unternehmensrechtlichen Punkten gibt, die es zu beachten gilt.
Wenn der Alt-Chef immer wieder zu Besuch kommt…
Gerade im Mittelstand ist das Unternehmen oftmals ein Lebenswerk. Loslassen ist da nicht einfach. Auch wenn man rational erkannt hat, dass es Zeit ist, an die Übergabe zu denken: Dies auch emotional umzusetzen ist etwas ganz Anderes. Viele Unternehmer können sich ein Leben ohne ihr Unternehmen gar nicht vorstellen, wissen nichts mit sich anzufangen. Haben sie bisher ihren Selbstwert daraus gezogen, Chef und Unternehmer zu sein, müssen sie sich nun damit anfreunden, dass sie diese Rolle nicht mehr (lange) einnehmen werden.
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Am häufigsten scheitern Firmenübergaben daher daran, dass es dem Übergebenden nicht gelingt sich emotional von seinem Unternehmen zu lösen, er seine Rolle als Chef nicht aufgeben kann, er seinen Nachfolger auf Schritt und Tritt kontrolliert, dessen Kompetenzen und Entscheidungen immer wieder in Frage stellt.
Gemeinsame Übergangszeiten sollten daher klar geregelt werden. Es muss eindeutig festgelegt werden, bis wann sich der Alt-Chef aus dem Betrieb zurückzieht. Sonst kann es auf Dauer zu einer für alle Beteiligten unschönen Situation kommen: Der Alt-Chef, der in seinem (ehemaligen) Betrieb jede Neuerung in Frage stellt, ist ein Klassiker. Doch das untergräbt auf Dauer die Kompetenz des neuen Chefs und wirft die Mitarbeiter in einen Loyalitätskonflikt: Wessen Anweisungen sollen sie nun folgen?
Frauen können besser loslassen
Das Phänomen „nicht loslassen zu können“ betrifft dabei Männer wesentlich stärker als Frauen. Unternehmerinnen haben, wie Analysen zeigen, weniger Probleme damit, die Unternehmensnachfolge anzugehen. Sie denken im Schnitt fünf Jahre früher daran als Männer und beginnen entsprechend früher damit, alles zu regeln. Insgesamt zeigt sich dabei, dass es Unternehmerinnen besser gelingt Privat- und Berufsleben in der Balance zu halten, sie pflegen ihre Familie und ihre Freundschaften mehr und ziehen ihre Anerkennung nicht nur aus ihrem Unternehmen. Das macht es für sie leichter, sich neue Aufgaben im Leben zu suchen. Daher ist es besonders für Männer sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, was man nach der Übergabe tun will.
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